In den letzten Jahren haben Dienste mit Abomodellen wie Netflix, Spotify und Amazon Prime eine immer größere Verbreitung gefunden, insbesondere im digitalen Kontext. Abonnements bieten sowohl für Unternehmen als auch für Kunden Vorteile. Laut einer Deloitte-Studie* erhöhen Abomodelle die Kundenbindung und verschaffen den Unternehmen eine skalierbare Einnahmequelle. Kunden hingegen können die Dienste komfortabel nach ihren individuellen Bedürfnissen nutzen und haben die Möglichkeit, flexibel zu kündigen. Eine Win-win-Situation, oder?

Das Abo zieht sich durch alle Lebensbereiche

Abos sind aus unserem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenken. Egal, ob es um Unterhaltung (z.B. Spotify, Netflix), Kommunikation (z.B. dein Mobilfunkanbieter), Apps aller möglichen Art, Videospiele, Mobilität (Deutschlandticket, Uber, E-Scooter), Konsumgüter wie Essensboxen (z.B. HelloFresh), das Fitnessstudio oder sogar Hardware wie dein Smartphone oder Laptop geht. Überall, und ich meine wirklich überall, begegnet uns die Subscription Economy*.

Wo ist das Problem?

Auch wenn Abonnements in einigen Bereichen durchaus vorteilhaft sein können – insbesondere im Konsumbereich wie beim Streaming – nehme ich in letzter Zeit immer häufiger Nachteile wahr, die mit diesem Geschäftsmodell für mich als Kunden einhergehen.

Nachteil Nr. 1 – Ich besitze nichts

Kündige ich alle Abos – besitze ich weder Musik, Filme noch Serien, kann keine Nachrichten lesen, et cetera.

Nachteil Nr. 2 – Kaum noch Alternativen

Schaut man bei Software oder Apps nach einem Einmalkauf, wird man häufig enttäuscht. Echte Wahlfreiheit gibt es kaum noch. Doch es gibt auch positive Beispiele, wenn man intensiv genug sucht. Viele Apps oder Dienste meiner Favoriten bieten eine Einmalzahlung als Möglichkeit an.

Nachteil Nr. 3 – Monatliche Kosten

Die Kosten, die in Summe durch Abonnements entstehen, sind für mich persönlich der größte Nachteil.

Gemäß Recurly* geben 82 % der Deutschen bis zu 100 Euro pro Monat für Abodienste aus. Die Kosten summieren sich aufgrund der Vielzahl von monatlichen Beiträgen. Regelmäßige Preissteigerungen, versteckte Kosten in intransparenten Verträgen und eingebaute Kündigungsbarrieren schaffen einen Käfig, aus dem es schwer ist, herauszukommen.

Zudem werden nicht selten unfaire Konditionen untergeschoben, ohne, dass der Kunde es bemerkt. Hast du schon einmal einen Mobilfunkvertrag mit einem neuen Smartphone abgeschlossen? Auf den ersten Blick ein verlockender Deal. Schaust du dir die Preisübersicht genauer an, siehst du, welche Summe du monatlich für das Gerät und welche du monatlich für den Mobilfunk bezahlst. Nehmen wir an, dass das Gerät nach 24 Monaten abbezahlt wäre, dein Vertrag aber noch weiter läuft. Eigentlich müsste sich deine monatliche Rate um den Betrag reduzieren, der für dein Gerät vorgesehen wäre. Dies ist aber leider nur bei sehr wenigen Anbietern der Fall.

Mit jedem neuen Abo wird es schwieriger, den Überblick zu behalten. Dies ist inzwischen sogar wissenschaftlich untersucht worden, wie ein Beitrag der Tilburg University* zeigt. Auch ich kenne das Problem aus eigener Erfahrung. Ich glaube, dass diese Tatsache auch Teil des Geschäftsmodells ist. Viele Anbieter kalkulieren damit, dass eine Kündigung vergessen wird, sodass der Kunde brav weiterzahlt.

Daher habe ich vor ein paar Tagen im Rahmen meines Frühjahrsputzes einen Kassensturz gemacht und alle nicht notwendigen Abos gekündigt. Das hat ordentlich Freiraum geschaffen. Nicht nur auf meinem Konto.

Wenn es sich nicht vermeiden lässt und ich ein Abo abschließen muss, dann kündige ich in vielen Fällen direkt im Anschluss vorsorglich. Gerade bei Software oder Apps ist dies sehr einfach möglich. So kann ich es nicht vergessen. In allen anderen Fällen richte ich mir Erinnerungen in meinem Kalender ein, damit ich rechtzeitig entscheiden kann, ob ich das Abo noch benötige.

Nachteil Nr. 4 – Abhängigkeiten

Mir ist Abhängigkeit zuwider. Bei einem Abomodell bin ich aber genau das. Wird der Service eingestellt, verliere ich alle meine Inhalte. Kann ich mir die monatlichen Kosten nicht mehr leisten, verliere ich diese ebenso. Passt dem Anbieter meine Nase nicht oder sperrt die Regierung den Zugang, kann ich den Service nicht nutzen. Diese Liste ließe sich weiter fortführen.

Abomodelle als Vorteil

Ein Gedanke, auf den ich zufällig durch einen Reddit-Post gebracht wurde, hat mir jedoch auch einige Vorteile verdeutlicht. Ich besitze zwar streng genommen nichts mehr, muss mir jedoch auch keine Gedanken über Dinge machen, die sich im Laufe der Jahre anhäufen.

Mal ehrlich, wer kennt nicht jemanden, bei dem ein ganzes Regal oder ein Schrank voller alter Filme, Serien, Musik-CDs, Bücher oder Videospiele im Wohnzimmer oder Keller steht? Diese Dinge wurden über Jahre gekauft und (manchmal durchaus liebevoll) gesammelt, nun aber stehen sie herum und verstauben in den meisten Fällen. Durch ein Abo kann ich die Dinge, die ich zurzeit wirklich nutzen möchte, nutzen, ohne sie physisch in meiner Wohnung oder meinem Haus lagern zu müssen. Wenn ich sie nicht benötige, kann ich das Abo kündigen und brauche mir keine Gedanken über die vollen Regale zu machen. Man reist also mit leichtem Gepäck.

Auch ein weiterer Vorteil ist einleuchtend: Wenn ich die Filme und Serien, die Musik, die ich regelmäßig konsumiere, tatsächlich einzeln kaufen müsste, würde ich deutlich mehr Geld ausgeben, als den monatlichen Abopreis. Vorausgesetzt, ich konsumiere nicht immer das Gleiche, sondern auch regelmäßig Neues.

Ein Appell an den bewussten Konsum

Ich persönlich mag keine Abomodelle, weil mir das Gefühl von Abhängigkeit zuwider ist. Geht es um reine Unterhaltung, kann ich mich damit arrangieren. In allen anderen Bereichen, gerade bei Software und Apps, die ich wirklich lange nutzen möchte, überwiegen für mich sehr stark die Nachteile. Wenn ich weiß, dass ich etwas sehr lange oder gar mein Leben lang nutzen möchte, rentiert sich ein Abo unter keinen Umständen. In solchen Fällen suche ich mir eine Alternative, die entweder kostenlos ist oder einen Einmalkauf anbietet.

Beispiel Passwortmanager: Ich weiß, dass ich, solange es Passwörter gibt, auf einen guten Passwortmanager angewiesen bin. Soll ich nun für die nächsten 20 Jahre 5 Euro im Monat, also insgesamt 1200 Euro, ausgeben? Dann nehme ich doch lieber eine kostenlose Open-Source-Software oder etwas, was mich einmalig einen deutlich kleineren Betrag kostet. Mein Passwortmanager hat mich einmalig 30 Euro gekostet, und ich hätte die Grundfunktionen auch kostenlos nutzen können.

Ich plädiere daher für einen bewussten Umgang mit Abos, bei dem ich vor dem Abschluss darüber nachdenke, ob ich das Abo wirklich benötige und ob sich auf langfristige Sicht Alternativen ohne Abonnement nicht mehr lohnen.

Was denkst du? Siehst du Abonemennts für dich eher als Vor- oder als Nachteil? Teile mir deine Gedanken dazu gerne mit!