Kagi – warum ich für eine Suchmaschine bezahle

Vor gut einem Jahr bin ich bei der Suche nach einer alternativen Suchmaschine auf einen Anbieter namens Kagi* gestoßen. Das Unternehmen aus den USA verfolgt dabei einen anderen Ansatz als die mir bis dahin bekannten Suchmaschinen. Man bezahlt einen monatlichen Beitrag für die Nutzung des Dienstes. Die Preise variieren dabei zwischen 5 € und 25 € pro Monat, abhängig vom Suchvolumen und genutzten Zusatzdiensten wie einem Übersetzer oder KI. Ich bin kein Freund von Abomodellen. Daher empfand ich die Idee als zunächst absurd. Für eine Suchmaschine bezahlen? Das Unternehmen hat selbst eine ausführliche Begründung* auf seiner Internetseite veröffentlicht, die überzeugt:

Wer nicht für die Dienste einer Suchmaschine bezahlt, der bezahlt am Ende mit etwas anderem: Daten, die man über sich preisgibt und die Werbung, die zum Kauf von unnötigen Produkten verleitet. So kommt einem die vermeintlich „kostenlose“ Suchmaschine teurer zu stehen, als man auf den ersten Blick vermutet. Ironischerweise haben das die Gründer von Google, Sergey Brin and Lawrence Page, 1998 selbst folgendermaßen beschrieben:

„The goals of the advertising business model do not always correspond to providing quality search to users… advertising funded search engines will be inherently biased towards the advertisers and away from the needs of the consumers.“1

Kagi hat genau diesem Geschäftsmodell den Kampf angesagt. Über den monatlichen Beitrag finanziert sich die Suchmaschine. Die Ergebnisse sind werbefrei, und die Daten über die Nutzung der Suchmaschine werden weder gesammelt noch an den Meistbietenden verkauft.

Das Unternehmen hinter Kagi

Bei Kagi handelt es sich um ein amerikanisches Public-Benefit-Unternehmen* (PBI), das von Vladimir Prelovac* (Stationen bei GoDaddy und ManageWP) gegründet wurde. Das „advisory board“ besteht mit Raghu Murthi, Dr. Norman Winarsky und Stephen Wolfram aus angesehenen Personen mit unbestreitbarer Erfahrung und Expertise.

„Kagi is committed to creating a more human-centric and sustainable web that benefits individuals, communities, and society as a whole, with a transparent business model that aligns the incentives of everyone involved.”2

Transparenz als Alleinstellungsmerkmal

Ein positiver Punkt ist die ungewohnte Transparenz, die Kagi an den Tag legt. Neben einer ausführlichen Beschreibung* des Unternehmens werden auch Informationen zum Finanzierungsmodell sowie detaillierte Statistiken* zu Nutzerzahlen und Suchanfragen veröffentlicht. Nicht nur auf organisatorischer Seite wird Transparenz gelebt, auch technische Details, wie die verwendeten Cookies, werden ausführlich erläutert. Letzteres sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein – wir denken an die Vorgaben der DSGVO – ist es aber leider in vielen Fällen immer noch nicht.

Dokumentation

Neben der ausführlichen Beschreibung des eigenen Unternehmens kann Kagi zudem mit einer äußerst umfangreichen Dokumentation* punkten, die einzelne Funktionen erläutert und Hintergrundwissen liefert. Die Einarbeitungszeit fällt somit kürzer aus und Nutzer können sich sicher sein, bei Fragen oder Problemen hilfreiche Informationen in der Dokumentation zu finden.

Die wichtigsten Funktionen

Doch genug der schönen Worte, was kann Kagi?

Funktion 1: Suchen

Klingt banal. Ist es eigentlich auch. Oder auch eben nicht. Denn das, was kostenlose Suchmaschinen als Suchergebnisse präsentieren, ist oft durch Algorithmen aufgrund der Kenntnisse über die Suchenden und die kommerziellen Interessen gefiltert. So können Suchergebnisse je nach Standort oder dem individuellen Profil des Nutzenden komplett unterschiedlich aussehen. Das ist kein Geheimnis, sondern wird von den Konzernen als personalisierte Suche* bezeichnet. Zudem wird in den Ergebnissen eine Menge Werbung präsentiert. Das alles beeinträchtigt die Qualität der Ergebnisse.

Kagi geht einen anderen Weg. Das macht sich in den Ergebnissen auch rasch bemerkbar. Versucht es selbst, ihr werdet erstaunt sein!

Zudem lässt sich die Suche individuell anpassen. Seiten, die man mag oder nicht mag, können in den Ergebnissen höher oder tiefer gerankt werden. Mit den Linsen* können Ergebnisse anhand ihrer Intention gefiltert werden. Wer etwa Suchergebnisse aus akademischen Quellen wünscht, kann das einstellen. Es gibt noch sehr viel mehr Möglichkeiten. Sie alle aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Ihr seht aber, dass Kagi einiges zu bieten hat.

Funktion 2: FastGPT

Meine zweitliebste Funktion. Stellt Kagi eine Frage und ihr erhaltet ChatGPT-artige, hochwertige Antworten. Das Gute: Die Antworten sind immer mit Quellenangaben versehen, sodass die Informationen überprüft werden können. Ich habe die Funktion bisher ausgiebig getestet und diese auch mit der direkten Nutzung von ChatGPT verglichen, Kagi war in seinen Antworten immer deutlich präziser und aufgrund der Quellenangaben auch deutlich transparenter.

Funktion 3: KI-Tools des Assistenten

2025 kommt kein Dienst mehr ohne KI-Tools aus. Kagi ist da keine Ausnahme, hebt sich aber auch hier mit seinem Assistenten* von der Konkurrenz ab. Neben der Suchfunktion können auch KI-Modelle zur Recherche, zum Chatten oder zum Coden genutzt werden. Je nach gewähltem Abo stehen die (Top-)Modelle aller großen Anbieter wie ChatGPT, Claude, Mistral oder Gemini zur Verfügung. Die Modelle lassen sich sogar innerhalb eines Chats wechseln. Starte ich einen Chat mit ChatGPT, möchte dann aber doch lieber Claude für die Folgeaufgabe nutzen, stelle ich den Dienst im Chat einfach um. Fertig.

Die Inhalte der Chats werden laut Kagi nicht zu Trainingszwecken genutzt und es werden keine persönlichen Daten von euch an die Anbieter der KI-Modelle übertragen:

„When you use the Assistant by Kagi, your data is never used to train AI models (not by us or by the LLM providers), and no account information is shared with the LLM providers.“3 

Weitere Funktionen:

Übersetzer. Karten. Small Web-Suche.

Was will man mehr?

Privatsphäre und Sicherheit

Um Kagi nutzen zu können, ist ein Kundenkonto sowie eine Anmeldung vor jeder Nutzung Pflicht. Das ist logisch, wenn man bedenkt, dass Kagi die zahlenden Nutzer zuordnen muss, um die – je nach Abo – entsprechenden Funktionen freizuschalten. Das weckt – zumindest ist es bei mir so gewesen – Bedenken bezüglich des Datenschutzes. Woher weiß ich, dass Kagi meine Suchanfragen nicht trackt und sie meiner Person zuordnet? Wenn es das täte, wäre es sogar noch genauer als Google – dort muss man sich vor der Nutzung nicht anmelden.

Kagi verspricht, keine Protokolle über die Suchanfragen anzulegen:

„Let us reiterate that we do not log searches or in any way tie them to an account. We simply have no incentive to do it. Our business model is to sell subscriptions, not user data.“4

Kagi empfiehlt zudem selbst, zur Registrierung eine E-Mail-Adresse zu nutzen, die keine Rückschlüsse auf die eigene Identität zulässt.

Um den Bedenken von datenschutzbewussten Nutzern zu begegnen, hat Kagi den Privacy Pass ins Leben gerufen. Mit dieser Funktion wird nach Aktivierung für jede Session ein Token generiert, mit dem das System das Vorhandensein eines gültigen Abos, nicht jedoch die individuelle Nutzung der Suchmaschine nachvollziehen kann. Die theoretische Möglichkeit einer Protokollierung wird technisch verhindert:

„Privacy Pass is a powerful privacy feature that allows you to use Kagi Search without revealing your identity. When enabled, it lets you perform searches anonymously while still verifying that you’re a valid Kagi subscriber. Think of it as a digital token system – similar to getting tokens at an arcade, where once you have them, you can use the services without showing your ID each time.“5

Für die Sicherheit der genutzten IT-Systeme hat Kagi 2022 zudem einen Audit* durch das unabhängige Unternehmen Illumant* durchführen lassen.

Happy Birthday, Kagi!

Kagi feiert 2025 übrigens seinen dritten Geburtstag. Der Gründer des Unternehmens war kürzlich in dem Podcast* von Manton Reece* zu Gast, in dem er über Kagi berichtete. Hineinhören lohnt sich!

Fazit: Für wen sich Kagi (nicht) lohnt

Die Frage ist nicht, für wen sich Kagi lohnt. Die Frage ist, für wen es sich nicht lohnt. Meiner Meinung nach ausschließlich für die, die wirklich nur gelegentlich etwas „googeln“ (hey, das Wort habe ich bewusst gewählt, so merken wir, wie tief dieses Unternehmens bereits in unser Leben integriert ist) und denen es dabei egal ist, dass die Ergebnisse einiges an Werbung enthalten. Man sollte sich bewusst sein, dass man als Nutzer selbst die Ware ist.

Für diejenigen unter uns, die bewusst mit ihren Daten umgehen, Wert auf hochwertige Suchergebnisse legen und noch den ein oder anderen Zusatzdienst wie FastGPT, den Übersetzer oder eine KI benutzen würden, kann ich den Dienst vorbehaltlos empfehlen.

Guter Service kostet Geld. Fragen wir uns, wen wir bezahlen wollen.

  1. http://infolab.stanford.edu/~backrub/google.html* ↩︎
  2. https://blog.kagi.com/what-is-next-for-kagi#4* ↩︎
  3. https://help.kagi.com/kagi/ai/assistant.html* ↩︎
  4. https://help.kagi.com/kagi/privacy/privacy-protection.html* ↩︎
  5. https://help.kagi.com/kagi/privacy/privacy-pass.html* ↩︎